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Freude und Tanz

Aktualisiert: vor 2 Tagen

Freude - dieses Wort klingt unbeschwert, leicht, fast flüchtig. Doch in der Philosophie Friedrich Nietzsches trägt es Gewicht. In seinem Werk Die fröhliche Wissenschaft meint Freude nichts Oberflächliches, kein bloßes Glücklichsein, sondern ein tiefe Bejahung des Lebens, gerade dort, wo es schwer wird.


Durch Nietzsches Gedanken werden wir aufgefordert, das Leben zu tragen - mit all seinen Widersprüchen, seiner Schwere, seiner Vergänglichkeit. Freude entsteht nicht durch die Verleugnung der Schwere, sondern durch das Durchschreiten derselben. Erst wer das Leid, den Zweifel und die Tiefe kennt, kann wirklich tanzen.


Der Tanz wird bei Nietzsche zu einer Metapher des befreiten Geistes. Er steht für Beweglichkeit, für das Denken, das sich nicht festsetzt - für das Leben, das sich selbst stets neu entwirft. Der Tanz ist Ausdruck einer Haltung, die sich nicht mehr vom Gewicht der Dinge niederdrücken lässt, sondern sie in Bewegung verwandelt. Er ist das Sinnbild einer inneren Freiheit, die sich selbst bejaht - zugleich ein Tanzen über dem Abgrund.


Das bedeutet: Freude zeigt sich nicht als Abwesenheit von Schmerz. Sie verweist auf einen bejahenden Entwurf, auch dort, wo das Leben uns herausfordert. Diese Freude ist daher schöpferisch. Sie verwandelt das Gegebene, statt es zu verneinen. In diesem schöpferischen Entwerfen begegnen wir immer auch Kritik, Bruch und Abgrund - den Rissen des Lebens. Doch das Aushalten dieser Spannung ist die Kunst des Lebens selbst.


Lebendigkeit zeigt sich, wo wir uns selbst gestalten - nicht aus Zwang, nicht aus Pflicht, sondern aus einer inneren Bewegung heraus. Die "fröhliche Wissenschaft" ist daher kein heiteres Wissen, vielmehr ein Wissen, das gelernt hat, mit dem Leben zu tanzen. Freude ist die Fähigkeit, im Werden zu bestehen, im Wandel Heimat zu finden - ein Tanz, der das Leben nicht bezwingt, sondern begleitet.


 
 
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